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Auszüge aus dem Heimatbrief Nr.4 für den Kreis Trebnitz aus der Zeit von Dezember 1946 bis Januar 1947:

 

(Der Heimatbrief wurde zusammengestellt von Annelise und Friedrich von Kessel, Oberglauche)

 

Klein-Totschen: In Klein-Totschen befinden sich keine Deutschen mehr; fast aller Acker ist unbestellt, die Disteln und Quecken überwuchern das Land.

Oberglauche: Nach neuesten Berichten wird Glauche bewirtschaftet; während im Januar 1946 auf unserem Hof 6 Pferde waren, befanden sich im Sommer 40 gute Pferde, 5 Kühe auf dem Hof. Bebaut wurde viel, obwohl das Saatgut spät herangekommen war. Frejek ist Schaffer geworden, die Gärtnerei ist in vollem Betrieb, die Anlagen vor dem Gutshaus blühten das ganze Jahr hindurch. Der polnische Verwalter ließ Haus, Garten und Zäune in Ordnung bringen, sammelte alle deutschen Bücher und ordnete sie in Bücherschränke ein. In Glauche wurde ein Erntefest gefeiert, 6 Frauen mußten dafür backen und kochen. Gramatte, Renate, war auch unter den helfenden Frauen. Der Verwalter schoß an der Sauerbrunner Grenze ein Wildschwein; es gibt viel Wildschweine in Glauche. Auf unserem Friedhof raufte Frau Zimmermann am Grabe meiner Schwiegermutter den Nesselwald aus; sie schreibt, es war fast zwecklos in all der Wildnis, aber es zog einen dorthin, man versank in eine andere Welt. Es befinden sich in Oberglauche: Frau Obst, Familie Frejek, Familie Kattke, Familie Troche, Frau Speck.

Pürbischau: ist unbebaut, die Mühle wurde von einem Polen weitergeführt. Anwesend waren noch: Edlich, Hermann und Frau, Frau Zöllner und Kinder, Frau Patschke mit Schwester und Kind, Frau Pirnke, Frau Dreha, Vater Lattner, Kliche, Stibane, Frau Rodewald, Frau Masur. Schaffer Kabitzke wurde zu einem Viehtransport gezwungen und kam nicht mehr zurück.

Radelau: Bürgermeister von Radelau ist der Pole, der früher bei Mathelka (Matheika?) war; er heiratete und zog in die Wirtschaft von Riedels ein.

Bentkau: Frau Margarete v. Poser konnte sich eine Zeitlang der aus Rußland heimgekehrten Kriegsgefangenen im Heimkehrerlager Körbin annehmen, bis das Lager für Zivil gesperrt wurde.

Blücherthal: Das Blücherthaler Pfarrhaus wurde ein Raub der Flammen. Blücherthaler, welche am 28.August Blüchertahl verlassen mußten, sind größtenteils in den Bezirk Bautzen gekommen.

Hennigsdorf: Im August 1946 befanden sich viele Hennigsdorfer in Oberglauche.

Hochkirch: In Hochkirch befindet sich kein Deutscher mehr.

Hünern: Hünern bietet ein trauriges Bild; am meisten gelitten hat die Hauptstrasse, völlig niedergebrannt sind: Kaffeehaus, Villa Dr. Kruszynski, ehemalige Post, Kaufmann Peukert, Schubert, Haus Nölder, Kirche niedergebrannt, Pfarrhaus ausgebrannt; ebenfalls zerstört: Firma Lange, Gärtnerei Gabriel, Lentge. Die Bauernhöfe in der Dorfstraße zum größten Teil erhalten, Haus Dr. Großer fast unbeschädigt.

Konradswaldau: Fast alle Wirtschaften sind mit Polen besetzt, der Acker ist kümmerlich bestellt worden, schlechte Ernte, große Mäuseplage; der gesamte Acker vom Gut ist unbebaut, an den Straßen wird etwas gearbeitet.

Luisengrund: liegt tot und verödet; es ist nichts bestellt worden, Disteln 2 Meter hoch, wenig Wirtschaften sind im Dorf besetzt, Gutshaus ist zerstört.

Machnitz: ist polnisches Staatsgut und ganz angebaut, Schloß vollständig ausgeplündert, steht leer. Von den Bauern ist niemand mehr dort, Wirtschaften von Polen besetzt. Waldschänke ist Bauernhof. Der Machnitzer Wald ist verstaatlicht und gehört mit den Wäldern von Trebnitz, Wiese, Schön Ellguth, Mahlen und Zedlitz zu einer Oberförsterei. Die Wildbestände wurden von den Russen fast ausgerottet. Große Holzeinschläge wurden nicht gemacht.

In Machnitz waren Pfingsten noch anwesend: Vietze mit Frau, Gabriel Josef mit Frau, Paul mit Familie, Küchler, Berta und Frau Anwand mit Kindern, die Familien Wimmer, Riedel, Heintke, Max, Lotte Cybulle, geb. Jakob mit 7 Kindern, Familie Klose und Hein sind nach Kniegnitz gezogen. Ferleyczik hat sich die Kretschmer Wirtschaft angeeignet, Bürgermeister Schrocke ist verhaftet, über sein Schicksal ist nichts bekannt, seine Frau und Tochter sind in Gottesberg bei der ältesten Tochter.

Massel: in Massel befinden sich noch ca. 200 Deutsche.

Obernigk: In Obernigk wohnen viele polnische Beamte der Breslauer Behörden, die Stadt ist ordentlich aufgeräumt, das Gotteshaus ist unbeschädigt außer einigen Fensterscheiben. Am 3.März 1946 war zu ersten Mal evangelischer Gottesdienst, am 7. April Konfirmation mit 9 Konfirmanden, bei der zum ersten Mal wieder die Orgel gespielt wurde von dem katholischen Kantor i.R. Welzel, der diesen Dienst nunmehr laufend übernommen hat, denn alle Sonntage ist um 16 Uhr Gottesdienst, abwechselnd gehalten von Pastor Jäkel und Lehrer Zeike aus Liebenau; aus der ganzen Umgebung kommen die Deutschen, Evangelische und Katholische, zur Kirche. Das Gemeindehaus dient den Polen als Kino.

Senditz: In Senditz sind die Wirtschaften mit Polen besetzt; es stehen alle Häuser, das Schloß ist vernichtet, die Schmiede des Herrn Geilich ist ausgeraubt, auf dem Gut wurde eine neue Schmiede errichtet.

Trebnitz: Ausgebrannt: Klosterplatz mit Ausnahme des Klosters, Lange-, Breite-, Wilhelmstraße, ferner Molkerei. Breslauerstraße steht noch viel, auf dem wird von polnischem Verwalter bewirtschaftet mit 50 Leuten, 6 Traktoren. (....hier fehlen ein paar Zeilen)...Klosterplatz lag, vom Feuer herausgelodert, die Kontenkartei der Kreissparkasse in einzelnen Teilen herum. Zirkwitz, Blücherthal, Luzine zu beiden Seiten der Reichsstraße, fast nur ausgebrannte Ruinen. Im Kloster waren im Mai: Frau Fleischermeister Gregor, Frau Kulawik, Fräulein Bettina Jentsch, Familie Paul (Pürbischau), Schlanzke (Nieder Glauche), Frau Klara Riedel (Topfgeschäft), Frau Nahler, Herr Bormann und Fräulein Bormann; in der Stadt waren noch: Uhrmacher Matzner, Zahnarzt Wocke, Schneidermeister Tschichoflos, Buchbinder Kienast und Frau (arbeiteten in der Druckerei Maretzke, ebenso Schriftsetzer Tartsch), Schlossermeister Bieberstein, Ziegeleibesitzer Nitter.

Weide: Von dem Ort Weide soll fast nichts mehr zu sehen sein.

Wiese: Ein Teil der Arbeiter war nach Wiese zurückgekehrt, das Gut wurde aufgesiedelt, daraufhin wurden die Landarbeiter nach Sponsberg geschickt. Alle Deutschen sind jetzt aus Wiese heraus.

Zirkwitz: Alle Häuser, bis auf 4 an der Hauptstraße, sind abgebrannt, das Schloß ist zerstört. Kirche sollte Getreidespeicher werden, dem katholischen Pfarrer gelang es, das zu verhindern. Den alten Grafen Ballestrem hatte man aus der Gruft gerissen und den Siegelring abgenommen. Herr Pfarrer beerdigte den Grafen von Neuem.

 

 

 

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